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Zeitungsredaktion kooperativ und online
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An vier intensiven Tagen lernten SchülerInnen der 11. Schulstufe über die Kernarbeit jeder Redaktion: Die Verdichtung von Informationen aus vielen Quellen zu einer lesenswerten Ausgabe. Wir stützten uns dabei auf das Konzept von Stephan Schmidlin „Unsere Abendzeitung“ und erweiterten es um die Online-Plattform Lucidpress. Als Medienpartner stand uns die „Wiener Zeitung“ unterstützend zur Seite. Lesen Sie hier, über die Umsetzung, Ziele und Erfahrungen aus diesem Projekt.

Medienkompetenz

Wie komme ich zu vertrauenswürdigen Nachrichten über das, was in der Welt passiert? Das fragen sich heute viele Menschen, nachdem prominente PolitikerInnen wiederholt von „Fake News“ sprechen. Kann man keiner Zeitung mehr vertrauen? Oder kommt der Vertrauensverlust nicht von der Tatsache, dass wir alle nicht wirklich wissen, was journalistische Arbeit ist, und wie Nachrichten zustande kommen?

Diese Fragen werden von dem „Lehrstück Unsere Abendzeitung“ intensiv bearbeitet. Die Hauptarbeit jeder Redaktion, das Redigieren und Verdichten der umfangreich vorliegenden Nachrichten, wird praktisch und auch theoretisch bearbeitet. Es geht nicht darum, mit SchülerInnen eine (Schüler-)Zeitung zu erstellen, sondern den täglichen Zeitdruck und Zwang zur Auswahl von Inhalten, dem die Redakteure ausgesetzt sind, zu erleben. Im Buch von Stephan Schmidlin (zur Zeit vergriffen) werden viele Umsetzungsvarianten beschrieben. Sehen Sie sich auch die UAZ-Webseite an – dort finden Sie auch viele andere Lehrstücke.

Eine Exkursion in die Redaktion sowie Fachvorträge sorgen für Wissensvermittlung. Wir lernten über den betriebswirtschaftlichen Hintergrund des Verlags, erfuhren von der journalistischen Arbeitsweise freier Journalisten und über die Nachrichtenwerttheorie, anhand derer Themen ausgewählt werden.

Hamerling Express – Redaktionsarbeit

Unsere Zeitung hieß „Hamerling Express“, sie verfügte in der Projektwoche über eine eigene Redaktion in drei zusammenhängenden Räumen.

Wir begannen am ersten Tag mit der händischen Montage. Gruppen von vier bis fünf Schüler_innen bildeten eine Redaktion. Sie mussten aus der ca. 40-seitigen Printausgabe eine vierseitige Zeitung „kondensieren“, sprich mit der Schere interessante Teile auswählen und mit dem Kleber zu einer leserlichen Zeitung anordnen. Die „Wiener Zeitung“ lieferte uns ihre tagesaktuelle Ausgabe in Klassenstärke. Sie erscheint seit 1703 und ist damit die älteste bestehende Tageszeitung der Welt. Ihr Fortbestehen über das Jahr 2022 hinaus ist leider noch nicht gesichert.

Schon am zweiten Tag produzierten wir eine digitale Ausgabe mit Hilfe der sehr schnell erlernbaren Online-Plattform Lucidpress. Hier nutzten wir Education-Accounts, um genügend Speicherplatz nutzen zu können. Jedes Redaktionsmitglied kann zeitgleich auf die Ausgabe (vier A3-Seiten) zugreifen. Somit kann, wie in einer echten Redaktion, vorab der Platz aufgeteilt werden. Es gibt also gemeinsame Entscheidungsprozesse und Einzelarbeit ineinander greifen zu lassen. Am Ende, kurz vor Redaktionsschluss, muss noch Kritik aneinander geübt werden, um Fehler auszubessern und die erfolgreichste Zeitung herauszugeben. Wir druckten die A3-Seiten aus, hängten sie auf Pinwände und ließen Sie durch die Schüler_innen bewerten.

Druck, Konkurrenz und Erfolg

Die erfolgreichsten News-Portale sind zwar nicht gezwungen alle Artikel zugleich fertig zu stellen. Jedoch herrscht auch hier ein permanenter Zeitdruck, um den Nachrichtenstrom in allen Rubriken nicht versiegen zu lassen. Die Produktion einer gedruckten Zeitung bietet im Schulbetrieb den entscheidenden Vorteil einer Reflexionspause. So kann jede Redaktion Verbesserungspotentiale finden.

Ein bewertender Vergleich der Produkte stärkt die Anstrengungen im Layout. Auf beides, Inhalt und Aufmachung, kommt es an. Beiläufig wurde viel über Typografie, Weißräume und Texthierarchien gelernt. Niemand liest alles, aber man will von vielen gerne gelesen werden. Die Layouts der Printzeitungen sind hocherprobt, weshalb Newsportale auch eine zeitungsähnliche Aufmachung anbieten. Unsere Schüler_innen sehen – und lesen – diese ab nun bewusster.

Der Erfolg ist vor allem im Fortschritt jeder einzelnen Redaktion zu sehen:

Alle Arbeitsergebnisse können Sie auf der Schulwebseite nachlesen.

Erweiterung: Interviews

Neben trockenen Nachrichten, interessiert das Publikum auch die Meinung besonderer Menschen. Wir fanden Absolvent_inn_en, die sich für ein Interview über ihr Medienverhalten bereitstellten. Die meisten Interviews wurden per E-Mail geführt. Daraus entstand – auch unter großem Zeitdruck – ein Extrablatt.

Ausblick und Kritik

Uns bot sich die letzte Semesterwoche als Zeitfenster für dieses Lehrstück. Die Schüler_innen meinten, dass drei Tage genügt hätten, um die Arbeitsweise einer Redaktion zu erfahren. Ich denke, dass eine Veränderung des Endprodukts am vierten und vlt. fünften Tag weitere Spannung erzeugen kann: Eine Website und dann eine Crossmedia-Publikation. Schwierig bleibt die Frage des Urheberrechts, solange das Arbeitsergebnis, wie unser Extrablatt oben, öffentlich aufrufbar ist. Wir konnten das durch die Kooperation mit unserem Medienpartner „Wiener Zeitung“ jedoch perfekt lösen.

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